So meine Lieben,
nachdem ich nun schon über 2 Wochen vom Erdboden verschluckt bin, kommt endlich ein neuer Blogeintrag :) Ich hatte schon am dritten Tag hier im Camp angefangen ihn zu schreiben und nun sind schon 2 Wochen hier vergangen ohne dass ich ein Wort zustande gebracht habe :-( Die Zeit rennt nur so davon und ich kann überhaupt nicht fassen, dass nur noch 4 Arbeitstage vor uns liegen und wir am Sonntag dann wieder in Brisbane sind…Großstadt…Hostel-Leben…Backpacker…komisches Gefühl irgendwie!
So nun aber erstmal zu den vergangen Wochen, es wird wahrscheinlich ziemlich chaotisch und ich hoffe, ich kann diese verrückten, super tollen und bereichernden Wochen überhaupt noch zusammenfassen… Wundert euch bitte nicht, wenn die Zeitachsen manchmal durcheinander sind, das kommt durch den Mix von Eindrücken nach 3 Tagen und nach 2,5 Wochen ^^
Das Lesen lohnt auf jeden Fall richtig, denn wir haben echt den Lacher des Jahres gebracht! =)
Wir sind definitiv im Working Paradise und ja, hätte man mich zuhause gefragt was ich mir als perfekten Spot in Australien vorstellen würde, hätte ich bestimmt von Meer und weißem Strand erzählt, aber das kann auch ganz anders aussehen....
Also von vorne: Ich weiß, ich hab überhaupt noch nichts geschrieben über Brisbane, ich versuch das mal kurz zu fassen^^
Als ich nach meinem grandiosen 13 Stunden am Adelaider Flughafen-Tag, den ich tierisch genossen hab! :o) ( Endlich mal Mails schreiben, Unterlagen sortieren und einfach mal soo viel Zeit nur für mich :) ) abends in Brisbane angekommen bin, haben mich die Mädels gleich im Hostel in Empfang genommen und es gab nach einer Woche getrennt viel zu erzählen. Das Hostel fand ich zu Beginn sooo unendlich geil! Zentraler konnte man nicht sein, wir haben nur 18 Dollar bezahlt (die Flutschäden machen sich hier bemerkbar...), hatten ein riesen Zimmer (verglichen zu den Adelaider Hosteltimmern ohne Fenster *lol*) mit 8 Betten, super bequem, fast nur Leute, die auch mal länger bleiben bzw. schon 2 Monate da wohnen und nicht das nervige Durchgereise die ganze Zeit. Der erste Morgen in Brisbane war super schön, tolle Stadt, aber in den nächsten Tagen hat mich die Panik von Merell und Marijn keinen Job zu finden irgendwie auch mit runter gezogen. Genau wie in Deutschland ist natürlich auch Jobsuche hier nervig und die beiden Holländerinnen hatten eben auch nicht mehr viel Zeit, da sie schon Mitte Mai weiterfliegen nach Neuseeland und dafür noch dringend Geld brauchen...Nun ja, Australischen Lebenslauf schreiben, Steuernummer und Kontonummer besorgen und die ersten Resumés verteilen, habe ich dann in den Tagen erfolgreich absolviert und anscheinend hab ich mich auch nicht so blöd angestellt, denn bei nur 3 ausgeteilten Resumés hab ich einen Jobcall erhalten, ich hab also gute Hoffnung, dass ich immer einigermaßen gute Arbeit hier finden werde...=) Denn als ich angerufen wurde, hatte ich mich schon entschlossen mit den Mädels Brisbane zu verlassen und auf einer Farm für 3 Wochen zu arbeiten :) Ich fühle mich eh viel wohler auf dem Land. Das Rumgehänge in der Stadt nervt mich tierisch an, dafür bin ich nicht in Australien auch wenn die Städte alle traumhaft schön sind!
Ich hoffe, wenn ich aus dem Outback zurück bin eine Reisegruppe zu finden mit der ich dann wieder nen Van mieten kann und einfach überall in diesem wunderschönen Land übernachten und den Tag verbringen kann und nicht auf dumme Touren oder Bus- und Bahnstrecken angewiesen zu sein!
Die 10 Tage, die ich in Brisbane verbracht haben waren ziemlich cool, trotzdem bin ich jetzt froh in der unendlichen Weite des "Nirgendwo" zu leben *smile*
Wir waren im Casino und bei einem Typen, der an unsere Rezeption arbeitet auf ner Poolparty in einer 6er Männer WG in einem unfassbar riesigen krassen mega geilen Haus auf einem Berg mit Blick über gesamt Brisbane und ungefähr 250 qm. Völlig merkwürdig für mich bei eigentlich fremden Aussis fast 2 Tage zu verbringen... Kann mir bitte jemand die Fähigkeit schencken australischen Slang zu verstehen?!? ;) Scheiße, es nervt so krass, wenn du mit so coolen Australiern Zeit verbringst und einfach 20 % der Konversation nicht checkst!
Am Mittwoch gingen wir zu dritt in unserem Partnerhostel zur Backpacker-Farmwork-Jobbörse und nachdem die Mädels meinten sie wären so verzweifelt auf Jobsuche, bot uns Jeremy an 3 Wochen Bäume auf einer Plantage zu pflanzen...17,20 Dollar die Stunde, 60 Stunden die Woche (rechnet das mal aus^^), freie Unterkunft und Verpflegung... Na das klang doch ziemlich cool. Die Arbeitshose und Stahlkappenschuhe mussten wir dann irgendwie selber auftreiben und Sonntag früh sollte es dann mit dem "Greyhound-Bus" nach Roma, was etwa 500 km landeinwärts von Brisbane entfernt liegt, gehen. Die nächsten Tage waren wir alle ganz schön aufgeregt, wir hatten echt Angst nicht fit genug zu sein, weil Jeremy meinte, sie bräuchten richtig fitte Leute, und irgendwie fiel uns immer mehr auf dass wir eigentlich gar keine Plan hatten, was uns erwartete, trotz allem freute ich mich riesig auf meine Vorstellung in einem alten Holzhaus unseren 3er Privateroom zu bekommen, viele Backpacker zu treffen, abends immer ein schönes Rindersteak zu bekommen (in Roma ist nämlich eine riesen Rinderzucht...Wikipedia-Info *lach*) und bei 45 Grad über einen Acker zu laufen und Orangen oder Äpfelbäumchen zu pflanzen...Ja....Meine Vorstellung sollte so etwa eintreten...MUAHAHAHAHAHAHAHAAAA!!!! ;-)
Samstag bevor es losging war ein wundervoller Tag, denn Isalein besuchte mich in Australien und wir verbrachten einen superschönen Tag in Brisbane, liefen uns die Füße wund, sahen richtig viel von der Stadt, gönnten uns einen Starbucks-Kaffee und es war einfach sooo schön ein Teil Heimat hier zu haben, auch wenn es nur so kurz war. Ich habe Berlin und euch letzte Woche zum ersten Mal zu unerträglich vermisst und da war es doppelt schön und krafttankend eine so liebe Freundin nahe zu haben :)
Sonntag, 27.März, früh hieß es dann verabschieden und ab zum 7.30 Uhr Bus nach Roma. Ach war das schön wieder im Bus zu sitzen und in die endlosen Weiten aus der Stadt rauszuduisen. Ich liebe es! Um 15.30 Uhr standen wir dann in Roma, viel größer als erwartet für starke 6000 Einwohner *lach*...McDonalds, KFC, Woolworths...im Vergleich zu den Outbackstädtchen, die wir bisher kennengelernt haben war das ja unfassbar groß ^^ 5 Minuten später holte uns die sympathische, junge Telefonstimme Lance dann ab...in einem verdammt großen ATV (All Terrain Vehicle...wir sollten auch erfahren warum wir SOLCHE Wagen fahren........) "Steigt ein Girls, braucht ihr noch was aus der STADT???" …Und dann ging es los...eine Stunde entfernt von Roma ist nämlich unsere Arbeit, genauer gesagt also im absoluten Nirgendwo, nach Roma kommt wirklich eine Stunde kein einziges Haus, bis man irgendwann dann das „Origin Energy“ Eingangsschild passiert…
Lance war mal selbst Backpacker aus England, bis er dann diesen Job bekam und sich entschied zu bleiben... am Anfang war's ganz schön schwer für mich ihn zu verstehen, aber da er so gesehen unser "Babysitter" ist, verbringen wir jeden Tag gemeinsam. Und mein Englisch wird besser und besser, auch wenn ich hier in einer reinen australisches Gemeinschaft in ungefähr 60 Prozent meiner Gespräche immer noch peinlich berührt und nervös bin und wieder Fehler mache, die ich längst besser kann *nerv*. So viel zum Thema "Sich selbst im Weg stehen..." Was mein Englisch anbetrifft, bin ich eh viel zu selbstkritisch, denn hier unter diesen ganzen typischen „Aussi-Männern“ mit extremem Slang zu leben und mich inzwischen meist sogar ziemlich brauchbar unterhalten zu können, heißt eigentlich, dass es nicht so schlecht sein kann, aber ich bin trotzdem immer böse mit mir, weil ich mich nicht so ausdrücken kann, wie ich das gerne würde. Ist für Quasel-Miri halt auch verdammt schwer keinen einzigen Deutschen weit und breit zu haben und dann nicht mal Handyempfang oder Internet zu haben… War ja auch ne grandiose Überlegung kein Wörterbuch mitzunehmen, hier hätte ich es definitiv gebrauchen können. Den einen oder anderen Sprachkollaps hatte ich dann in der dritten Woche schon. Ich wollte unbedingt meine Freunde und Familie anrufen und endlich mal über all die besonderen Gedanke und Gefühle, die ich hier habe reden und ich konnte es nicht… Sicherlich eine Situation, die man im Leben nur selten so erlebt!
Nach einer Stunde Fahrt erreichten wir das "Origin Energy"- Gelände. Dass wir für einen Energiekonzern arbeiten hatte Jeremy uns nicht gesagt...und nach einer Fahrt über das endlos große grüne Gelände standen wir nicht vor einem alten Farmholzhaus, sondern auf einem Parkplatz mit ungefähr 50 ATVs aller Größen neben einem TENNISPLATZ...daneben so eine Art Bungalowcamp…"Willkommen im Camp, willkommen Zuhause!“ ^^ Die Sprachlosigkeit kann man nicht ausdrücken...Wir haben ALLES, es fehlt nur der Swimmingpool. Wir standen im Speisesaal und ich glaube wir wollten alle losheulen...Obst, Obst, Gemüse, Joghurt, Müsli, warmes Buffet, kaltes Buffet, Kuchen, Eis, Tee, Kaffee, Säfte...Es gibt Frühstück, im Übrigen von 4.45-6.15 (und da waren wir dann auch meist um 5 Uhr, weil die Auswahl viel zu toll für ein kurzes Frühstück war) *lach*, wo wir unsere Lunchpakete packen und abends einfach das mega geile Essen. Oh man, was ich für ein krasser Backpacker geworden bin, dass ich soooo GLÜCKLICH über das Essen sein kann, sooo unendlich fasziniert und happy und gut gelaunt, smiling all the time...Es ist schön so zu sein :) Ich glaube alle haben gedacht wir spinnen, wie sehr wir uns einfach über alles gefreut haben :-D
Ich bin hier rumgesprungen als ich erfahren habe, dass ich JEDEN verdammten Tag Tennis spielen kann und wir haben ein Fitnessstudio!!! Dann haben wir noch ne Bar, Billiard, Dart und Floppy, unser Campkänguruh :) Und dann hat uns die ESS ( die Cleaning und Cooking Company) unsere EINZELZIMMER gezeigt, die sie für uns putzen...Ähhmmm...ja...ich hätte auch das 3er Zimmer in der Scheune mit Spinnen genommen *wahnsinn*. Ich hab einen eigenen Kühlschrank mit Eisfach und 7 Bier drin...Ätsch!, einen eigenen TV, Schreibtisch, Klimaanlage und das gefühlte bequemste Bett auf dieser Welt^^. Süß gefaltete Handtücher mit Seife erwarteten uns…überhaupt ist mein Zimmer inzwischen das schönste und sauberste im ganzen Camp, da bin ich mir sicher *lach* Ich hab alle Fotos und meine riesen Australienkarte aufgehängt und mich wunderschön eingerichtet...KLEIDERSCHRANK! Ihr glaubt nicht wie glücklich wir waren!!!
Tag 1 im Camp...ab ging's zur Bar, die macht genau um 17.30 Uhr auf, um 17 Uhr kommen normalerweise alle von der Arbeit ins Camp zurück. Wir sind hier so etwa immer gleichzeitig 50-70 Leute, verschiedene Wochenschichten, die meisten arbeiten 2 Wochen und haben dann 2 Wochen frei, wir müssen da noch etwas durchblicken...Wer genau was macht, kann ich bis heute nicht überblicken, dafür wechseln die Leute auch viel zu oft.
Ich weiß, dass wir in der Pangomia-Sektion arbeiten mit Lance, Scooter, Toby, Trevor, Guy (Ja auf das MÄNNERthema komm ich dann später mal^^)
Vor etwa 2 Jahren startete hier dieses neue Projekt, in dem in den nächsten Jahren aus Samen der Pongamia-Bäumen Biodiesel hergestellt werden wird (fragt mich nicht wie die das anstellen). Zu Beginn haben wir auf den schon bepflanzten gigantischen Feldern abgestorbene Bäume ersetzt (Oh man bin ich froh, dass ich nicht hier was, als die hier fast 100000 Bäume gepflanzt haben!!!^^), das hat aber auch Spaß gemacht und war nicht wirklich körperlich anstrengend: Loch buddeln, Bäumchen rein, einbuddeln, bewässern, fertig…weiter mit dem Bobcat über’s Feld duisen=) Inzwischen düngen, besprühen und kultivieren wir die Felder und stellen das Blühen und Gedeihen unserer kleinen Lieblinge sicher *lach*... Mowing (= so ne Art Rasenmähen nur in großer Dimension) war richtig lustig, fühlte sich an wie Achterbahnfahren =) (Fasten your seatbelt!!!*lach*) , aber leider hat Trouble den Motor überhitzt *lach*à Mäher kaputt, zurück zum Düngen von etwa 90000 Bäumen (für die letzten 7000 ist uns der Dünger ausgegangen *grins*).
Mit dem Bobcat ("Buggy") quer durch's Gelände war ein riesen Spaß! |
Das Hauptaugenmerk auf diesem Origingelände liegt, glaube ich, in der Erdgasförderung. Überall auf diesem riesen Gelände (man braucht einen halben Tag um von einem Ende zum anderen zu fahren) sind Erdgaspumpen installiert und es gibt drei große Gasplantations (Strathblane, Toloona und Spring Gully à wir wohnen im Spring Gully Camp). Was diese Unmengen an Menschen hier tun kann ich zwar nicht überblicken, aber es ist lustig zu sehen wie viele Ingenieure, Elektriker und und und hier jede Woche so gebraucht werden…. Viele tolle, interessante Menschen, ähhm vorwiegend Männer, im Camp.
Eines weiß ich, es gibt hier genau einen Deutschen = Mich, kein Internet, kein Handyempfang --> kein Deutsch für 3 Wochen, außer wir fahren nach Roma an unseren freien Sonntagen, das heißt …JUHUUU Englisch Trainingscamp…auf die harte Tour *lach*. Nach 2,5 Wochen kann ich nun sagen, dass das definitiv nicht immer einfach war, da ich auch kein Wörterbuch besitze und es natürlich für Australier auch schwer vorstellbar ist, dass Englisch nicht überall auf dieser Welt die erste Sprache ist *smile* Aber ich habe viele tolle Gespräche geführt, mich in den Slang reingehört und kann jetzt sogar die Spezies „Aussi-Landman“ manchmal verstehen *lach* Was die sprechen ist nämlich kein Englisch mehr, sondern lustiges Slang raten. Ich freue mich auf Deutsch im Hostel und auf Telefonate, aber diese Zeit hat mein Englisch natürlich unglaublich bereichert und ich bin stolz auf mich, dass ich mich trotz allem so gut in einer reinen australisches Welt zurecht finde :)
Zurück zu Tag 1 ^^
Nachdem wir unser Gepäck einfach in die Zimmer geschmissen haben, ging’s dann gleich rüber zur Bar... 3 coole, hübsche, junge Frauen hier, DAS Highlight, aber die ganzen Männer, allen Alters waren einfach soo süß, nicht penetrant oder aufdringlich, sondern sooo unendlich nett, freundlich und unglaublich aufgeregt *lach* Lance hat uns dann später mal erzählt, dass seit dem Moment in dem er erzählt hat, dass drei weibliche Backpacker kommen alle außer Rand und Band waren und die Ankunft der drei blonden Schwedinnen kaum erwarten konnten *lach*…
Nachdem ich 3 Minuten am Tisch saß, hab ich mich sofort ins erste Tennismatch eingeklingt und ja "Steffi Graf" war sofort mein Spitzname ;) Wir spielen einfach so zum Spaß, aber heute wollten Greg (der ESS-Leiter) und ich eigentlich ein richtiges Match darbieten, aber es regnet, nein es fisselt = Lasst alles stehen und liegen, wir können nicht weiter arbeiten *lol* (Das zählt nicht nur für Tennis, sondern auch für alle Arbeiten draussen…SAFETY FIRST! *muhaha*)
Es ist soo krass, so viele Namen und neuen Eindrücke, aber einfach ein so unglaubliches Gefühl hier sein zu dürfen und für all das hier auch noch bezahlt zu werden wie ein kleiner König, wirklich alles essen und for free benutzen zu können, Handtücher, Waschmaschienen, Fitnessgeräte (und nicht zu vergessen: unsere sexy 3XL Workingshirts, Safety Sunglasses, Gärtnerhut und Sicherheitshandschuhe (Vorschrift!)…na wenn wir mal nicht richtig sexy aussehen *hust*)
Wenn ich die letzten Monate backpacken betrachte…Ich habe es nie vermisst, ich habe mein eigenes Zimmer niemals vermisst und ich kann nicht fassen, dass ich es hier habe, wo ich mit Spinnen und Holzbetten gerechnet habe und mich immer noch tierisch drauf gefreut habe..
Tag 1 war wundervoll und ich glaube alle haben uns geliebt, wegen unserem "Wir können es nicht fassen -Lachen" und der Begeisterung die wir bei unserem ersten Abendessen aufgebracht haben. Lance passt super auf uns auf, stellt uns vor und nach meinen anfänglichen Sprachbarriereproblemchen wurden wir wärmer miteinander, wir lachen so viel, dass uns gestern Abend das Gesicht weh tat :)
Gestern war Arbeitstag 1...wir waren sooo aufgeregt, dass wir verschlafen würden, dass wir alle um 20 Uhr ins Bett gegangen sind und gegen 22.30 Uhr wieder wach waren und dachten "Scheiße, Aufstehen^^" Um 3.45 Uhr begann mein erster Tag, schlafen konnte ich eh nicht mehr, also wurde mein Zimmer dekoriert,.
Um 5 Uhr gehen wir jeden Tag zum Frühstück, um 6 Uhr beginnt der Arbeitstag. 11 Stunden inkl. Pausen, 6 Tage die Woche.... Klingt verrückt oder?!? Wir haben uns super schnell dran gewöhnt =)
Tag 1 ließ uns noch etwas erfahren: 38 Stunden werden normal bezahlt, die nächsten 4 1,5 fach, 21 Stunden DOPPELT...das ergibt in 3 Wochen um die 4000 Dollar...Tut mir leid für die Wortwahl, aber krasse Scheiße!!!!! Jedes Mal, wenn ich einen Kaffee trinke oder mich hinsetze fühle ich mich schuldig, weil ich bezahlt werde wie ein Lehrergehalt in Deutschland, aber jetzt weiß ich auch, warum in Australien alles unfassbar teuer ist, bei den Löhnen sind das ja Peanuts ^^
Die ersten 6 Stunden verbrachten wir mit Papierkram, Kaffee trinken und Einweisungen in Sicherheitsvorkehrungen: „Wenn es warm ist viel trinken, kein Kokain bei der Arbeit, Kühe auf der Straße nicht umfahren und keine Haustiere mit zur Arbeit bringen…“ (ohne Worte!) Das kann man sich auch nur vorstellen, wenn man mal für eine australische Gascompany gearbeitet hat. Mein Lieblingssatz ist im Übrigen " Don't hurry. There is always a tomorrow" ...Sicherheit geht (SAFETY FIRST!) vor, 10 Liter trinken an heißen Tagen, heißt die endsprechenden Pausen dafür...Australische Arbeitsgeschwindigkeit, trifft auf „Gascompany-Bitte keine Unfälle"-Mentalität...
Ich musste mich für meine deutsche „Gib mir was zu tun“- Mentalität nicht nur einmal entschuldigen und mir anhören ich würde Stress verbreiten… Ja sorry, ich bin keine 5 Kaffeepausen am Tag gewöhnt! Wie groß der Sicherheitsaspekt hier geschrieben wird, war für mich anfangs etwas komisch, aber in den Wochen habe ich es verstehen und schätzen gelernt. Zum Beispiel: Alle 2 Stunden beginnend ab 9 Uhr „Call in“ aller Mitarbeiter bei Michelle, alle 2 Stunden hörst du also alle Namen und wo sie sich befinden im Radio („Lance and the 3 lovely girls in the Pongomia“-„4 boys at Strathblane“-„I’m not a dating service, guys!!!“ *lach*) und wehe du hast dich nicht eingecallt!
Nachdem wir 15 Mal irgendwas unterschrieben haben, haben wir gelernt wie man Fahrzeuge durchcheckt =) und dann sind wir erstmal kreuz und quer mit Lance durchs Gelände gekurvt (Vierradantrieb, Geländewagen, Off-Road ist ein riesen Spaß!!!!! :-DDDD) , wobei er uns allen ne Karte von den 25 verschiedenen Feldern ausgedruckt hat und uns gezeigt hat, wo wir zuerst Bäume "auffüllen" werden (Ich konnte erstmal überhaupt nicht erkennen, dass das Bäume sein sollen… Naja, so viele Pangomiabäumchen habe ich in meinem Leben wohl auch noch nicht gesehen *lol).
Unsere Straßen in unseren ATVs, Bobcats und Trucks bestehen zumeist aus 1,5 Meter großen Grasbüschen ^^
Und dann durften wir zum ersten Mal mit "Buggy" durch die Gegend rasen... Ich kann nur sagen, DANKE, dass ich hier sein darf!
Dann gab's erstmal wieder Kaffeepause, gefolgt von Lunchpause...ich kann echt nicht relaxen, weil ich nur denke „NE, gebt mir was zu tun, ich kann für das Geld hier nicht nur rum sitzen und das 4 Sterne Essen mampfen, was ich noch umsonst dazu kriege.“
Soooo, und jetzt kommt definitiv die geilste Story aller Zeiten...Nach dem Essen sollte es losgehen...unsere ersten Bäumchen sollten gepflanzt werden. Und unsere Aufgabe ist im Übrigen nicht über ein Feld zu LAUFEN , sondern in Buggy an ihnen vorbeizufahren und zu checken, ob noch alle leben...machbar^^
Marijns & Miris erster Tag...wer darf natürlich als ersten fahren...ICH natürlich, wer soll beim Karten lesen aufgepasst haben...Marijn.....Wir fahren an unserem Büro los, Lance & Merell waren im anderen Bobcat irgendwie schon vorgefahren, und als wir um die Ecke kommen, war der „Buggy“ nicht mehr zu sehen...wir beide denken nur so: "Och nööööö...scheiße! Das ist wohl ein Test für uns, er hat uns ja gerade gezeigt wie man zu Feld 19.1 kommt...." Ich hoffe, ich krieg noch ein Bild davon, nur damit ihr euch vorstellen könnt, dass wir nicht völlig dämlich sind! Dieses Gelände ist soo groß und alles sah zu dem Zeitpunkt noch gleich für mich aus. Naja, wir sind ja nicht doof und wir haben ne Karte...Well... Wir haben Feld 19 auch gefunden, dummerweise auf der falschen Seite des Zaunes...kann ja keiner wissen, dass da ein Zaun ist...schwarze Linie auf Karte?! Gut, was machen wir jetzt?! Drehen ist ein bisschen schlecht mit Bewässerungsanhänger...naja, folgen wir halt der Karte zurück zum "Hauptfeldweg" Nur um das klar zu machen, hier gibt es NICHTS außer ein paar Häuschen von Origin, das Camp, zig komische Gaspumpen überall verteilt und Grün Grün und Grün die nächsten Hunderte von Kilometern... Den Weg, den wir gefahren sind, gab’s auf der Karte...es fehlte nur die winzige Info, dass wir den Weg nicht nutzen können, weil das Flussbett eine Schlammgrube ist... Doof, wenn man nicht weiß, wie schlammiger, modriger Boden im Outback (Trocken???) aussehen kann...Wir haben es Tatsache geschafft an unserem ersten Tag unseren Buggy im Schlamm zu versenken und jetzt stellt euch kurz vor wie 2 Mädels irgendwo im Nirgendwo mit ihrem Buggy im Matsch versinken und wirklich weit und breit gar nichts ist. Ich musste die ganze Zeit daran denken, wie ich ersten Tag beim Krankenhauspraktikum kollabiert bin und einfach jeder danach wusste, dass die "neue" ohnmächtig geworden war... Warum passiert so eine Scheiße immer mir? Ich konnte allerdings aber auch irgendwie nicht aufhören zu lachen, ich dachte echt ich sterbe vor Lachen, weil die Situation sooo bescheuert war. Mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich daran zurück denke =)))) Ich bin erstmal losgestiefelt und dachte hinter dem Berg würde schon irgendwas sein, währenddessen hat Marijn mal das Funkgerät angefangen zu nutzen um Lance zu rufen "Hello...." "Hello...." "Is there anybody out there???" Jaaa verdammt, ungefähr JEDER im Umkreis von 200 Kilometern hört Channel 52.... Das war uns nicht so bewusst, dass jeder unsere Panikattacke live am Radio miterleben konnte…und am besten ist jemandem zu beschreiben, wo man ist, wenn es nur Bäume gibt...Lance hat uns nicht gefunden, sondern einer der zig Typen, die losgefahren sind uns zu suchen, was wir erst später erfahren haben...Rettung naht!!! *muahaha* Könnt ihr euch vorstellen wie unfassbar peinlich diese Situation war? ^^...und ich konnte immer noch nicht aufhören zu lachen *schäm* ^^
Einige Tage später als wir uns schon mehr mit einigen Jungs angefreundet hatten, haben sie uns erst erzählt, dass wohl ein paar Sekunden nachdem Marijn durchgesagt hat, wo wir so ungefähr sein könnten, gleichzeitig 15 Calls bei Michelle im Büro eingegangen sind „Bleibt wo ihr seid, ich komm euch holen“…MÄNNER^^ Wir merken eigentlich nicht, dass sich das Campleben durch uns verändert haben soll, aber letzte Woche hat Greg mir nach einigen Bierchen gestanden, dass das Leben hier viel aufgedrehter ist, seit wir hier sind. Irgendwie doch auch lustig :) Nur unserem sehr bodenständigen „Bäumchenchef“ gefällt das wohl nicht so, obwohl der nicht mal selbst im Camp wohnt ^^
Wie auch immer, die Wochen sind nun so verstrichen und ich habe die Zeit hier unendlich genossen =) Zu Beginn war mein Kopf sehr leer und ausgeglichen, ich habe das immer im Grünen sein sehr genossen, wundervolle Sonnenaufgänge und Sonnuntergänge, Wolkenformationen und wunderschönes Wildlife gesehen. Große Känguruhs, kleine Kanguruhbabys, Emufamilien, Dingos, Lizzards, lustige Vögel, total bescheuerte Kühe…jeden Tag begleiten sie uns auf den Feldern :)
Wir hören laut Musik, singen mir, blödeln rum, cruisen über die Felder, die Tage ähneln sich sehr, aber es ist auch für 3 Wochen mal schön zu wissen, was Morgen passieren wird, halt so ganz anders als das normale Backpacker-Leben. In über 100 Stunden auf den Feldern habe ich viel Zeit zum Nachdenken über Zukunft, Vergangenheit, wundervolle Erinnerungen, Perspektiven und Erlebnisse gehabt und tolle Gespräche mit Merel und Marijn geführt. Inzwischen habe ich die nötige Distanz zu meinem Leben zuhause und es ist ein tolles Gefühl so klare Gedanken fassen zu können.
Am schönsten ist die Erkenntnis, dass ich jetzt weiß, wo mein Herz zuhause ist: BERLIN…ich gehöre nach Berlin und es gibt unglaublich viel Sicherheit jetzt zu wissen, wo ich leben will, wenn ich eines Tages zurück komme :) Wie sehr ich mein Leben geliebt habe und wie perfekt meine Studienzeit war, ist mir hier klar geworden. Wie wundervolle Freundschaften ich habe und wie sehr ihr fehlt, kommt mal so richtig zum Vorschein, wenn man nicht mehr mal eben ne SMS, ne Postkarte, ne Mail, einen Facebook- Kommentar schreiben oder einfach anrufen kann… Manchmal wünsche ich mir, dass ihr spüren könnt, wenn ich an euch denke =)
Eine lange verdrängte, unter „ich bin dafür zu faul“ abgelegte, Idee ist hier wieder zum Vorschein gekommen, ich habe wunderbare Gespräche geführt::„Was machst du in Deutschland“, „Was willst du damit arbeiten“ „Willst du das wirklich sein“ und mir ist auch klar geworden, dass das vielleicht noch nicht alles ist. Wenn ich zurück bin, bin ich 24 und ich sollte mich doch dann endgültig entscheiden, welchen Weg ich gehen will und vielleicht noch mal einen ganz anderen Weg einschlagen. Wenn ich morgen zurückkäme, würde ich mich für einen Medizinstudienplatz bewerben und mein Leben gegen Bücher eintauschen *lach*, denn irgendwie will ich mehr, auch wenn der Weg dahin hart wird und ich vielleicht auch niemals den Studienplatz bekommen werde, zum ersten Mal bin ich überzeugt, dass ich es schaffen würde. Warten wir mal ab, ob diese Entscheidung in den nächsten Monaten reift :)
Heute ist Montag, 11.4. und ich hab endlich Zeit zu schreiben, weil es heute den ganzen Tag gegossen hat und wir daher nicht arbeiten konnten. Doof, weil wir heute nichts verdienen können, aber ich genieße es auch gerade unbeschreiblich einfach nur in meinem Bett zu liegen und endlich mal alles aufzuschreiben =)
Gestern und letzten Sonntag hatten wir frei. Letzte Wochen waren wir zu k.o. um nach Roma zu fahren und haben einfach nur im Camp gechillt, auf der Wiese gefrühstückt, Tennis und Basketball gespielt, gestern sind wir dann nach Roma geduist. Was wir hier für Wagen fahren ist der Hammer, ich liebe unsere Geländewagen! Ich glaub, ich hab schon lange kein „normales“ Auto mehr gesehen, selbst in Roma stehen nur Geländewagen^^ Roma ist irgendwie richtig süß, ne süße Kleinstadt, Sonntags versammelt sich alles bei McDonalds *lach*. Gestern haben wir dann unsere Arbeitskollegen Scooter, der ein richtiger australischer „Landmann“ ist, und seine Familie besucht. Das war wirklich toll :) Ich durfte viele Eindrücke des „real australian lifes“ sammeln und viel über richtiges Farmleben erfahren. Und dann hat uns sein 9-jähriger!!! Sohn über das Gelände gefahren. Lance hat sich nicht eingekriegt vor Lachen, als er unsere Gesichter gesehen hat, als der Sohn im Pick up an der Veranda vorbei gefahren ist…unfassbar!!! Anschließend waren wir noch im Pub und ich konnte endlich mal meine Ellis anrufen…Deutsch nach 2 Wochen…oh man tat das gut :) Dann war unser freier Sonntag auch schon wieder vorbei und es ging zum leckeren Abendessen zurück ins Spring Gully Camp =)
Am Montag begann dann unsere letzte Arbeitswoche, die viiiiiiel zu schnell vorbei ging! :-(
Wenn ich jetzt zurück denke an all den Blödsinn, den wir gemacht und gequascht haben, an das zweite Fahrzeug was im Matsch einer defekten Bewässerungsanlage versenkt wurde, bevor der Motor wegen Überhitzung endgültig den Geist aufgab ^^, an Kreisel, die wir mitten im Feld designt haben, an Highspeed-Fertelizing, das Cookiemonster, an laute Gesangseinlagen während wir mit Boxen auf dem Buggy über die Felder geflitzt sind, an Emujagd und so lange im Kreis fahren bis uns schwindelig wurde *loool*…
Ich habe Spring Gully wirklich geliebt, die Arbeit, die Menschen, die Freiheit, das sich geborgen und sicher fühlen, die Zeit nachzudenken, sich zu erinnern und in den Himmel zu schauen…. =) Sind die Wolken und die Sonnenuntergänge eigentlich überall so wunderschön??? :)
Sonntag 17.April: Sicherlich einer der schwersten Abschiede den ich während meiner Reise nehmen muss… ein sonniger Sonntag Mittag und wir sitzen wieder im Greyhound-Bus und brausen an der wundervollen Natur, die ich so lieben gelernt habe vorbei und mir kullern die Tränen die Wangen runter. Heute vor 3 Wochen kamen wir in Roma an, völlig planlos und aufgeregt und nun ist diese unbeschreibliche Zeit vorbei. 3 Wochen und ich habe das Gefühl, dass sie mich unglaublich verändert haben.
Ich bin so traurig, weil ich weiß, wie sehr ich das alles hier vermissen werde. Den Himmel und die Wolken, den Sonnenaufgang und die Nebelschwaben am Morgen, Natur 24 Stunden am Tag, die Menschen und diese Gemeinschaft, Tennis und das wundervolle Essen, Zuhause sein, einen eigenen Schlüssel und einen Schrank haben, Freiheit und Stille, Faszination und Dankbarkeit. 190 Stunden habe ich auf den Feldern gearbeitet, 190 Stunden Zeit zum Nachdenken und Quatschen. Nie zuvor hatte ich so klare Gedanken und eine solche Perspektive zu allem was ich in der Vergangenheit erleben durfte.
Keine Möglichkeit zu haben Kontakt nach Hause auf zu nehmen hat mir, auf manchmal auch wirklich schmerzhafte Weise, gezeigt, wie sehr ich meine Familie und meine Freunde liebe und brauche und dass die schönsten Dinge nur halb so schön sind, wenn ich sie nicht mit den wichtigsten Menschen in meinem Leben teilen kann. Ich weiß jetzt, wo ich hingehöre und habe Pläne wie mein Leben in Deutschland weiter gehen soll, ich habe viel über Menschen und Eigenschaften gelernt, ein komplett anderes Leben kennengelernt.
Ich habe etwas erleben dürfen, was man sich als Europäer nicht vorstellen zu vermag, ein Leben im absoluten „Nichts“. Solche Weiten gibt es bei uns nicht und auch nicht die Menschen, die es bewohnen. Die unglaublich freundliche, bodenständige, den täglichen Gefahren gewaffnet gegenüberstehenden Menschen, denen ich hier begegnet bin, haben mich wirklich fasziniert. Kinder, die mit 9 Jahren Auto fahren, jagen und sich im Gelände bewegen, als wären sie ein Teil davon.
Es macht mich traurig, dass man die Gefühle nicht festhalten kann, dass das alles mir bald so weit weg und irreal vorkommen wird, dass kein Foto und kein Video wiederspiegeln kann, wie es hier gewesen ist. Und am Verrücktesten ist eigentlich, dass ich hier zum Arbeiten hergekommen bin, unglaublich viele Stunden gearbeitet habe und meinen ganzen Rhythmus auf einen 11 Stunden Tag, der um 4.30 beginnt umgestellt habe und ich, wenn man mal von dem Vermögen, das ich hier verdient habe und der perfekten Unterkunft, vom Essen mal ganz abgesehen, noch so viele persönliche Erkenntnisse und Erfahrungen mitnehme, deren Wert man gar nicht beschreiben kann =) Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich hier unglaublich viel bekommen habe, was ich mein Leben lang mit mir tragen werde und viele Dinge in meinem Kopf jetzt plötzlich ganz klar sind =)
Ich hoffe, dass euch das Lesen Spaß gemacht hat und die Fotos bei Facebook nun auch ein bisschen besser erklärt sind. Nun geht es zurück nach Brisbane, Zeit für neue Abenteuer *smile*
In Liebe und mit viel Dankbarkeit, dass es so viele liebe Menschen gibt, die in Gedanken bei mir sind, Miri
Wunderschöner Himmel jeden Tag |